Am Sonntag, 10. März, entscheiden die Bürger der Verbandsgemeinde Altenahr, wer künftig auf dem Chefsessel des Altenahrer Rathauses Platz nimmt. Der General-Anzeiger stellt die Kandidatin vor.
Um die Nachfolge von Amtsinhaber Achim Haag hat sich Cornelia Weigand, die als parteilose Kandidatin ins Rennen geht, aber von der SPD und den Grünen auf den Schild gehoben wurde. Für Cornelia Weigand als Bürgermeisterin der VG Altenahr haben sich auch die Freien Wähler ausgesprochen. Der General-Anzeiger hat die Kandidatin Cornelia Weigand besucht. Was hängt denn da an der Gaderobe? Die 47-jährige Diplom- Biologin schmunzelt: „Das ist Steampunk. Eine Art Piratenkostüm mit modernen Accessoires. Eine Kombi aus Geschichte und Technik eben.“ So also zieht die Kandidatin an Karneval los. Vorsorglich schon mal einen kleinen „Rathausschlüssel“ um den Hals. „Ich bin ein Fan von Weiberfastnacht“, bekennt die gebürtige Sylterin. „Das ist der Tag der starken Frauen.“ Den hat sie während Schulzeit und Studium in Bonn kennengelernt.
Nach Stationen in Liechtenstein und Stuttgart ist sie „der Liebe wegen“ lebt Cornelia Weigand seit neun Jahren im Ahrtal, und ist seit sieben Jahren mit dem Mediziner Reinhard Näkel verheiratet. „Ich brauch‘ kein Kostüm“, sagte der Arzt und Ur-Dernauer, der seit einem Unfall vor neun Jahren nicht mehr praktiziert und Land und Leute kennt. Er unterstützt seine Frau beim Klinkenputzen zwischen Kalenborn, Lind und Beilstein. Dolmetschen muss er nicht, denn Cornelia Weigand setzt auf Zuhören über die Sorgen und Wünsche der Menschen vor Ort hier im Ahrtal. Überhaupt hat Conny, wie ihr Mann sie nennt, es mit Lernen. Erst an der Uni und für die Bonner Theatergruppe „Die Raben“, später für ihre Arbeit als Produktmanagerin, Abteilungsleiterin oder, wie im vergangenen Jahr, als in ihr der Gedanke für eine Kandidatur wuchs, bei kommunalpolitischen Seminaren. „Schließlich wollte ich wissen, wie ein Rathaus tickt“, sagt sie, die in Bonn als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten tätig ist. Verständlich, dass der abendliche Heimweg ins Ahrtal ihr ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Woraus ein leichtes Grinsen wird, wenn sie sagt: Kommunalpolitik und Theater hätten viel gemeinsam: „Hinter den Kulissen muss viel und hart gearbeitet werden, damit es hinterher zu einer guten Aufführung kommt.“ Da setzt sie auf ihre Berufserfahrung: „Es geht darum, komplexe Themen runter zu brechen, sachlich aufzuarbeiten, Kompromisse zu finden und dann Entscheidungen zu fällen.“ Dies mit Transparenz und ohne Denkverbote. Weigand weiß wohl, dass ein Verbandsbürgermeister es deutlich schwieriger hat als ein Stadtbürgermeister. Denn viele Zuständigkeiten liegen in den Ortsgemeinden und eben nicht im Rathaus.
Ideengeber und Moderator
„Daher sehe ich mich eher als Ideengeber und Moderator“, sagt die Kandidatin, die in den zwölf Ortsgemeinden mit 38 Dörfern und Unterdörfern der Verbandsgemeinde „das Ganze“ sehen will. „Ich will unterstützen, anschieben, Impulse setzen. Oftmals geschieht Gestaltung zwischen den Zeilen.“ Beispiel Tourismus: „An der Ahr haben wir die Weinfeste. Aber was ist mit den Seitentälern und den Höhenorten?“ Auch dort könne es sanften Tourismus geben: „Die vielfältige Landschaft ist unser großes Kapital.“ Es gehe um Angebote für alle Generationen. Wobei Barrierefreiheit ganz oben stehe. Als Herausforderung sieht Weigand das Thema Wirtschaft: Es müsse über Förderungen und Programme nachgedacht werden, um die Region attraktiv für neue Firmen zu machen. Patentlösungen sehe sie nicht, aber Unternehmenswegzüge wie seinerzeit von Weltmarktführer für Fensterbau-EDV Klaes von Ahrbrück in die Kreisstadt, „so etwas darf sich nicht wiederholen“. Es gehe um die Sicherung und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Da setze sie auch auf einen runden Tisch mit den Bürgermeistern, und darauf, dass auch in den Dörfern und ihren Gremien ihre Intention, „das Ganze zu sehen“ ankomme. Ankommen ist sowieso immer das Ziel der drahtigen Sportlerin, deren Bestzeit für einen Marathon immerhin bei drei Stunden und 35 Minuten liegt. „Das erfordert wie Politik viel Ausdauer“, sagt Cornelia Weigand.
Quelle: General-Anzeiger, Ausgabe 16.02.2019 Foto: Gausmann