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Zum 1. Juli wird Cornelia Weigand Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr. Bei der Urwahl am Sonntag erhielt die 47-jährige parteilose Kandidatin 60,9 Prozent der Stimmen.

Nach den Städten Sinzig und Remagen muss die CDU im Kreis Ahrweiler das dritte hauptamtliche Bürgermeisteramt an einen parteilosen Kandidaten binnen zwei Jahren abgegeben. Bei der Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde Altenahr setzte sich am Sonntag die 47-jährige parteilose Cornelia Weigand gegen ihren christdemokratischen Mitbewerber Thomas Karutz deutlich durch.

3245 Stimmen, das bedeutete 60,9 Prozent der abgegebenen Stimmen, holte Weigand in den 17 Wahlbezirken in zwölf Gemeinden. Deutlich dahinter Thomas Karutz. Der CDU-Mann erhielt 2087 Stimmen für seine Bewerbung um das Amt des Bürgermeisters in der Verbandsgemeinde. Trotz des stürmischen Wetters lag die Wahlbeteiligung mit 58,4 Prozent auf relativ hohem Niveau.

Einen ersten Fingerzeig auf den Wahlausgang gab es 13 Minuten nach Schließung der Wahllokale: 42,4 Prozent für Thomas Karutz, 57,6 Prozent für Cornelia Weigand. Da lagen aber auch erst die 99 Stimmen aus Staffel vor. Doch je mehr Stimmbezirke ausgezählt waren, desto mehr verfestigte sich der Trend. Lediglich in Kalenborn und Berg-Freisheim hatte der Christdemokrat die Nase vorn. Erster Jubel bei den Weigand-Unterstützern brandete auf, als das Ergebnis aus Dernau den Trend eindrucksvoll bestätigte. 16 von 17 Stimmbezirke waren ausgezählt, da gratulierte Karutz bereits der künftigen Verbandsgemeindebürgermeisterin. Kurz nach 19 Uhr verkündete der amtierende VG-Bürgermeister Achim Haag das vorläufige amtliche Endergebnis.

Zuvor hatte schon Ingrid Näkel-Surges als Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbandes die Niederlage ihres Kandidaten eingeräumt. Sie lobte den engagierten Wahlkampf beider Kontrahenten. Die CDU biete eine konstruktive, vertrauensvolle Zusammenarbeit an. Enttäuscht zeigte sich der CDU-Kreisvorsitzende Horst Gies. Als Landtagsabgeordneter will aber auch er mit der künftigen VG-Bürgermeisterin zusammenarbeiten. Karutz selbst resümierte, der Wahlkampf habe Spaß gemacht: „Das war eine ganz tolle Zeit“, erklärte der 38-Jährige.

Begeistert zeigte sich Wilfried Schmitz (SPD): Das Ergebnis sei phänomenal. Johannes Fuhrmann (Bündnis 90/Die Grünen) ergänzte: „Ich finde es klasse, dass du mit deiner sachlichen Art so weit gekommen bist.“ Cornelia Weigand machte das Ergebnis „halbwegs sprachlos“. Sie bedankte sich für einen fairen, offenen, konstruktiven Wahlkampf. „Eine große Aufgabe liegt vor mir. Sie lässt sich nur bewältigen, wenn wir konstruktiv zusammenarbeiten.“

Von unserem Redakteuren Uli Adams und Frieder Bluhm
CDU-Bastion zum Einsturz gebracht
Das ist dann doch eine Überraschung: In der CDU-Bastion Altenahr gewinnt mit Cornelia Weigand eine Frau, die parteilos, unterstützt von SPD, Grünen und Freien Wählern, ins Rennen gegangen ist. Man weiß gar nicht, wohinter man das größere Ausrufungszeichen setzen soll: hinter parteilos oder Frau. Der 47-Jährigen ist etwas Bemerkenswertes gelungen, das für die etwas betuliche Verbandsgemeinde Altenahr so etwas wie Aufbruchstimmung erzeugen dürfte.

Beide Kandidaten haben die Schwachpunkte der Verbandsgemeinde – bei der digitalen Infrastruktur, beim ÖPNV – klar benannt, beide haben erkannt, dass es neben den vom Tourismus geprägten Orten im Ahrtal auch noch die Höhenorte gibt, die sich abgehängt fühlen. Beide haben vom Wir-Gefühl gesprochen, das die Verbandsgemeinde brauche. Programmatische Punkte waren es also kaum, die den Ausschlag gegeben haben. Was war es dann?

Cornelia Weigand hat in einem Wahlkampf, der diesen Namen verdient, offenbar überzeugt. Man traut ihr mehr als ihrem Mitbewerber zu, nicht nur die richtigen Fragen zu stellen, sondern auch Antworten und Lösungen zu finden. Einerseits Verwaltungschefin, versteht sie sich in ihrer künftigen Rolle als Impulsgeberin. Um etwas zu bewegen, braucht sie die Politik und auch die Ortsgemeinden hinter sich. Bewegt hat sie schon jetzt etwas: Sie hat nicht weniger als eine Bastion zum Einsturz gebracht.

Eine strahlende Siegerin lässt sich feiern: Cornelia Weigand kurz nach der Auszählung mit Unterstützern im Altenahrer Rathaussaal. Die Naturwissenschaftlerin verspricht den Bürgern der Verbandsgemeinde Altenahr „eine unabhängige, transparente und bürgernahe Politik frei von parteipolitischen Vorgaben und Erwartungen“. Fotos: Vollrath
Foto: Hans-Jürgen Vollrath

Quelle RZ-online.de  11.03.2019