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Warum sich Cornelia Weigand (parteilos) für das Bürgermeisteramt der Verbandsgemeinde Altenahr geeignet hält.

Ein Porträt der Rhein-Zeitung, von Redakteur Frieder Bluhm.

„Nach Altenahr? Sie Arme!“ – eine Anekdote, die Cornelia Weigand (47), die parteilose Kandidatin für das Bürgermeisteramt der Verbandsgemeinde Altenahr, gern zum Besten gibt. Damals, in der Kfz-Zulassungsstelle der Kreisverwaltung, als sie gerade umgezogen war: „Seit gestern bin ich offiziell Altenahrerin“, ließ sie den Mitarbeiter freudestrahlend wissen. Und der reagierte mit – gespieltem oder echtem – Mitleid.
Gewiss, nur eine beiläufige Bemerkung. Doch eine, die ihr zudenken gab und gibt. Wie wird die Verbandsgemeinde Altenahr von außen wahrgenommen? Und was ist dran an dieser abschätzigen Bewertung?
Cornelia Weigand ist auf Sylt geboren. Die Küste, die Weite des Horizonts – das prägt, sagt sie selbst. Aufgewachsen ist sie allerdings in Bonn, wo sie am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium ihr Abitur ablegte und dann an der Universität studierte. 1998 machte sie ihr Diplom in Biologie und war danach Mitarbeiterin eines Bonner IT-Unternehmens mit 550 Angestellten. Die fast familiäre Atmosphäre der Bundesstadt einerseits, die Weltoffenheit andererseits, das hat sie zur Rheinländerin gemacht, und auch das Ahrtal rechnet sie dieser Region zu.
In dieses kam sie über Umwege. 2002 führte sie ihre beruflicheLaufbahn weit in den Süden, ins Fürstentum Liechtenstein, wo sie bis 2009 als Produktmanagerin bei einem Unternehmen für Medizinprodukte für Zahnärzte beschäftigt war. Cornelia Weigand war verantwortlich für die Leitung mehrerer Großprojekte.
Besonders stolz ist sie aber auf die folgenden vier Jahre, als sie in Waiblingen bei Stuttgart bei einem mittelständischen Unternehmen für Medizinprodukte anfing, das seine Abteilung für Produktmanagement gerade erst aufbaute. Es war ihr persönliches Projekt: Cornelia Weigand war verantwortlich für den Aufbau einer Marke und die Einführung von 80 Produkten. In dieser Zeit führte sie bereits eine Fernbeziehung mit ihrem in Altenahr lebenden Ehemann Reinhard Näkel. Das war auch der Grund für ihre Rückkehr ins Rheinland. Seit 2013 lebt sie in Altenahr und arbeitet als wissenschaftliche Bedienstete bei der Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten (ZLG) in Bonn. Und nun will sie Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr werden. Warum?
„Mit meiner beruflichen Erfahrung kann ich für die Verbandsgemeinde etwas erreichen“, sagt Cornelia Weigand. Ihre analytischen Fähigkeiten als Naturwissenschaftlerin kommen ihr zupass, ist die 47-Jährige überzeugt. Dingen auf den Grund gehen, unkonventionell an Probleme herangehen, im Team arbeiten, zuhören und im persönlichen Gespräch herausfinden, wie andere die Dinge sehen, das liegt ihr. Und auch, Entscheidungen zu treffen: „In der Wirtschaft muss man das können, das habe ich gelernt“, sagt sie. Als sie erfuhr, dass der Amtsinhaber nicht mehr zur Wiederwahl antreten wird, kam ihr der Gedanke, ihre Fähigkeiten für ihre Wahlheimat, ihr Zuhause, einzusetzen.
Aufgefallen ist ihr in den sechs Jahren, die sie nun schon in Altenahr lebt, und schon zuvor, wie wenig homogen die Verbandsgemeinde ist, wie abstrakt die Konstruktion. Hier die vom Tourismus lebenden Orte im Ahrtal, dort die abseits gelegenen Höhenorte. Genau da, in den entlegenen Ortschaften, hat sie ihren Wahlkampf begonnen. Und dabei immer wieder zu hören bekommen: „Wir werden hier vergessen.“ Ihre Schlussfolgerung: „Es ist wichtig, dass wir ein Wir-Gefühl entwickeln und diese Orte im Blick behalten.“ Viele Probleme seien nur gemeinsam zu lösen. Erreichen will sie, dass sich die Leute mit ihren Ideen an das Rathaus wenden.
Unterstützt von SPD, Grünen und neuerdings der FWG, ist ihr wichtig, als parteilose Kandidatin anzutreten. „Das kann helfen, im Verbandsgemeinderat an Sachfragen orientiert Mehrheiten zu finden.“ Ihre Rolle sieht Cornelia Weigand als Impulsgeberin. Als Verwaltungschefin will sie sich für gute Arbeitsbedingungen einsetzen: „Im Rathaus gibt es viele gute Leute“, sagt sie Als großen Pluspunkt wertet Weigand, sich frei von allen Seilschaften für dieses Amt zu bewerben.
Als passionierte Ausdauersportlerin ist sie gern in der Natur unterwegs. „Laufen hat etwas Meditatives“, sagt sie. Die beste Methode, den Kopf freizubekommen. Zehn Jahre lang hat sie Theater gespielt – eine andere Seite der 47-Jährigen. „Ja, ich kann auch vor 500 Leuten sprechen“, sagt Cornelia Weigand. Sonst sind es eher die leisen Töne, die sie bevorzugt.
Angenommen, am 10. März geben ihr die Wähler mehrheitlich das Vertrauen: Wo steht die Verbandsgemeinde Altenahr zum Ende ihrer (ersten) Amtszeit? „Ich hoffe, dass wir eine Gemeinde im Aufbruch sind und ein Wir-Gefühl entwickelt haben“, sagt Cornelia Weigand. Und dass man kein Mitleid mehr erntet, wenn man sagt, man kommt aus Altenahr.

Quelle: Rhein-Zeitung, Ausgabe K, 21.02.2019, Foto: Hans-Jürgen Vollrath